Indianer

„Die Yanomami sind geschützt. Niemand darf zu ihnen“ – so Brasiliens Indianerbehörde FUNAI 1979.

„Das stimmt nicht“, widersprachen brasilianische Menschenrechtler, „sie werden durch Goldsucher vernichtet.“

Mit diesen Widersprüchen begann ungewollt Nehbergs 20jähriges Engagement im Regenwald. Mit dem inzwischen legendären „Deutschlandmarsch“ (1000 Kilometer ohne Nahrung und Ausrüstung) befähigte er sich, allein im Regenwald klarzukommen. Ohne Begleitung, unbekleidet und mit einer Mundharmonika brach er 1982 zum ersten Mal zu den Yanomami auf, um sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen.

Trotz schlechter Erfahrungen mit den Weißen, nahmen die Indianer ihn gastfreundlich auf. Er erlebte den traditionellen Indianer-Alltag und er wurde Zeuge der Bedrohung durch die Goldsucher. Die FUNAI hatte gelogen - Bürgerkrieg im Regenwald. Mit zunehmender Tendenz. 65 000 bewaffnete Goldsucher operierten von 120 illegalen Landepisten aus gegen 10 000 Yanomami! Ein chancenloser Kampf. In unserer Welt wurde er nicht wahrgenommen.

Das änderte Nehberg. Mit immer neuen spektakulären und stillen Aktionen, beraten durch die Gesellschaft für bedrohte Völker und die brasilianische Menschenrechtsorganisation CCPY, wurde er zum Aktivisten an der Front. Zunächst allein, dann mit wechselnden Partnern. Schließlich mit der Kielerin Christina Haverkamp. Sie verdingten sich als Goldsucher und Malariahelfer. Sie dokumentierten den schleichenden Völkermord. Mehrfach wurden sie durch ihre Gegner bedroht und ausgeraubt. Nehberg fuhr allein mit dem Tretboot über den Atlantik. Ein weiteres Mal mit Christina Haverkamp auf einem Bambusfloß von Senegal bis Washington, vors Weiße Haus. Im Gepäck oder auf dem Segel Appelle an die Weltöffentlichkeit. Nehberg konsultierte die UNO, die Weltbank, den Papst. Zuletzt bauten er und Haverkamp mitten im Regenwald eine Hilfsstation: Hospital und Schule

Dann, im Jahre 2000, Nehbergs erneute Atlantiküberquerung. „500 Jahre Brasilien!“ - ein idealer Anlass, Handlungsbedarf anzumahnen. Diesmal wieder allein und auf einer massiven Tanne - „THE TREE“, Nehbergs persönliches Kamikaze-Unternehmen. Der Baum war ausgestellt auf der EXPO und vorm Völkerkunde-museum Hamburg.

All diese Themen griffen die Medien auf. Sie wurden die stärksten Verbündeten des Menschenrechtlers. TV-Filme, Bücher und Vorträge flankierten seine Kampagnen. Der Dokumentarfilm „Goldrausch in Amazonien“ (ZDF, reportage) vom Filmemacher Wolfgang Brög (München) wurde von Greenpeace an Sender in alle Welt verteilt.

Das blieb nicht ohne Wirkung. Die Pro-Yanomami-Lobby schwoll weltweit immens an und erreichte, dass die Yanomami weltweit bekannt wurden und inzwischen einen akzeptablen Frieden haben. Während Haverkamp weiterhin im Yanomamiland aktiv bleiben wird, verlagerte Nehberg seinen Schwerpunkt zum Volk der Waiapí-Indianer. Im Frühjahr weihten er und seine Lebenspartnerin Annette Weber dort eine weitere Krankenstation ein.

Im März 2002 wurde Rüdiger Nehberg für sein zwanzigjähriges Engagement in Brasilien und für sein neues Projekt, den Kampf gegen die weibliche Genital-verstümmelung, von Bundespräsident Johannes Rau mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet, das ihm von Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis in einer Feierstunde überreicht wurde

18 Jahre Kampf für die Yanomami-Indianer Weiter